Krankenhaus-Museum zeigt Sonderausstellung zur Bremer Psychiatrie im Ersten
Weltkrieg
Die Bremer Psychiatrie und der Erste Weltkrieg“. Diese wird bis zum 9. März 2025 im oberen Geschoss des Krankenhaus-Museums zu sehen sein.
Die Ausstellung thematisiert die „Urkatastrophe“ des Ersten Weltkrieges und die weitreichenden Auswirkungen auf die Menschen. Mobilisierung, Front, Verletzung, Tod, Angst und Hunger hinterließen nicht nur körperliche, sondern auch seelische Wunden. Über 600.000 Soldaten erkrankten psychisch, die Anzahl der betroffenen Zivilisten wurde nicht erfasst. Das Krankenhaus-Museum richtet den Blick besonders auf Bremen und auf das St. Jürgen-Asyl (heute Klinikum Bremen-Ost). In der zentralen psychiatrischen Klinik im Lande Bremen wurde ein eigenes Lazarett für psychisch erkrankte Soldaten eingerichtet. Außergewöhnliche historische Objekte, Fotografien und Biografien von Patientinnen und Patienten veranschaulichen, wie der Krieg das Leben und den Alltag auch in Bremen bestimmte, welche Behandlungsversuche unternommen wurden und auch, welche gesellschaftliche Folgen die Erlebnisse für die Überlebenden des ersten „industriellen“ Krieges hatten.
Die Ausstellung ist eine Eigenproduktion des Krankenhaus-Museums, die vor allem auf dem Archiv-Bestand alter Krankenakten und auf der umfassenden Forschung der Historikerin Maria Hermes-Wladarsch basiert. Museumsleiter Jannik Sachweh und Kurator Simon Rau haben daraus eine spannende historische, aber auch bedrückend in die Gegenwart ausstrahlende Schau erarbeitet. „Wir zeigen durch sehr persönliche Einblicke in verschiedene Biografien wie Krieg krank macht und die Seelen der Betroffenen auf lange Zeit angreift oder kaputt macht“, sagt Jannik Sachweh. Das Rahmenprogramm richtet den Blick nicht nur auf die Vergangenheit des Ersten Weltkrieges, sondern auch direkt in die Gegenwart und auf heutige Kriegssituationen. Am 6. Februar 2025 ist beispielsweise Danja Schönhöfer von Refugio e.V. zu Gast, um über Traumata Geflüchteter aus Kriegsregionen zu sprechen. Am 27. Februar berichtet Kirsten Kappert-Gonther, amtierende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bundestag und Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, über ihre Reise in die Ukraine und ihren Eindruck von den verheerenden Auswirkungen des Krieges auf die psychische Gesundheit der Menschen dort.
Fotos: Kerstin Hase