Es war einmal ein grauer Rollkragenpullover. Er war schon etwas älter, aber noch sehr gut in Form. Er war weich und hatte seine Trägerin immer kuschelig warm gehalten. Doch schon seit dem letzen Jahr passte er ihr nicht mehr und blieb deshalb ungetragen im Schrank.
So wie dem grauen Rolli geht es vielen Kleidungsstücken. Sie sind sauber, noch sehr gut in Schuss und könnten noch viele Jahre getragen werden. Doch sie sind zu groß oder zu klein geworden. Manchmal gefallen sie ihren Besitzerinnen und Besitzern einfach nicht mehr. Viele dieser Kleidungsstücke landen dann in einem Altkleidercontainer oder schlimmstenfalls sogar neben dem Container. Dann werden sie nass, schmutzig und unbrauchbar. Es gibt viel bessere Lösungen für tragbare Kleidung, für die aus dem einen oder anderen Grund klein Platz mehr im Schrank ist.
Grundsätzlich ist nichts gegen die Container zu sagen. Sie werden von Unternehmen aufgestellt, die die Kleidungsstücke abholen, sortieren und weiterverkaufen – entweder als Second-Hand-Kleidung oder als Material zum Recyceln. Leider wandert auch viel in den Müll, weil manche modernen Stoffe für eine Weiterverwendung nicht mehr gut genug sind.
Viele dieser Kleidungsstücke sind schon viel in der Welt herumgekommen, bevor sie in einem Kleiderschrank landen. In irgendeinem Teil der Welt entsteht das Material – Wolle, Baumwolle oder Kunstfaser. In einem anderen Land wird daraus Garn und Stoff. Danach kommt oft wieder eine Reise, bis aus dem Stoff ein Kleidungsstück wird. Von da aus kommt es in ein Verteillager, dann in ein Versandhaus oder einen Laden und wird (hoffentlich) gekauft. Ein Paketbote transportiert es zu uns, oder wir tun das selbst. Immer kürzer bleiben Kleidungsstücke im Kleiderschrank, immer schneller werden sie entsorgt. Auf diesen Weg wird viel verbraucht: Land und Wasser (für Pflanzen und Tiere, beim Waschen der Fasern und Spülen nach dem Färben), Erdöl (für Kunstfasern und Transport), Chemie (für Kunstfasern, Bleiche, Farbe und Produktionsprozesse), Energie (für Produktionsmaschinen, Licht, Büros) und vieles mehr. Gleichzeitig entsteht durch Produktion und Transport CO2, das Gas, das so gefährlich für unser Klima ist. Es wird geschätzt, dass die Textilindustrie jedes Jahr mehr CO2 produziert als alle Flüge und die gesamte Seeschifffahrten weltweit. Gleichzeitig produzieren wir Deutschen jährlich fast 400.000 Tonnen Textilmüll. Das tut unserem Planeten nicht gut.
Deshalb haben die Klimacoaches vom Klimaquartier Ellener Hof gemeinsam mit dem Quartiersmanagement Blockdiek die Aktion „ein Kleidertausch pro Vierteljahr“ ins Leben gerufen. Einmal pro Quartal sind alle eingeladen, ihre nicht mehr getragenen Kleidungsstücke in die Aula der Düsseldorfer Schule zu bringen oder einfach so vorbeizukommen und zu stöbern. Die jeweiligen Termine finden Interessierte im BORiS-Veranstaltungskalender.
Mitgebracht werden können alle Oberbekleidungsteile wie Hemden und Blusen, Hosen, Röcke, Mäntel, Jacken oder Shirts für Damen, Herren und Kinder sein. Auch Accessoires wie Schals, Tücher, Taschen, und Schuhe. Alle Kleidungsstücke und Accessoires sollten in einem Zustand sein, in dem auch die Spenderinnen und Spender sie noch tragen oder an Freund*Innen weitergeben würden – sauber, nicht muffig, und in gutem Zustand. Mehr als fünf Teile pro Person sollten es nicht sein, sonst wird es zu viel.
Wer zum Kleidertauschevent kommt, kann und soll natürlich auch etwas mitnehmen – und das völlig kostenlos – egal, ob er oder sie auch etwas mitgebracht haben. Bei den letzten Events haben viele Besucher*innen schon etwas Schönes gefunden – einen Pulli, ein Shirt, ein Kleid oder eine schicke Tasche. Auch der graue Pullover hat längst ein neues Zuhause.
Wer mehr Tipps für den Klimaschutz im Alltag haben möchte, kann bei der Gelegenheit auch gleich die Klimacoaches ansprechen. Sie haben viele gute Ideen.
[WB]